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Rezension: Große Briefe der Freundschaft

Karin Maier hat nun den 3. Band mit Briefen großer Persönlichkeiten herausgegeben. Diesmal sind es keine Liebesbriefe, sondern es handelt sich um Briefe der Freundschaft. Maier setzt den ausgesuchten Briefen, darunter befinden sich Briefe aus dem Briefwechsel zwischen Luther und Melanchthon, Briefe von Friedrich dem Großen an Voltaire, von Goethe und Schiller, von George Sand und Gustave Flaubert, von Liszt an Wagner, von Manet an Mallarmé, von Van Gogh an Gauguin und auch von Wagner und Ludwig II. von Bayern ein erhellendes, unbedingt lesenswertes Vorwort voran. 


Sie skizziert vor dem jeweiligen Briefwechsel stets die Beziehung der Schreiber zueinander, lässt dabei nicht unerwähnt, dass die Beziehung zwischen Friedrich dem Großen und Voltaire nicht konfliktfrei verlief, dennoch dauerte die Freundschaft immerhin 40 Jahre an. Das aber ist normal für wirklich gute Freundschaften, die, sofern sie Konfliktzeiten überdauern, sich immer mehr vertiefen. Mich hat die Frische und Aufrichtigkeit des Briefes von Friedrich an Voltaire vom 8.8.1736 begeistert:"Habe ich auch nicht das Glück, sie persönlich zu kennen, so sind Sie mir doch durch ihre Werke bekannt genug. Das sind Geistesschätze, wenn der Ausdruck erlaubt ist, Kunstwerke, die mit so viel Geschmack und Feinheit gebildet sind, dass ihre Schönheit sich bei jeder Lektüre in neuem Licht zeigen..."(Zitat. Seite 30). So schreibt der Jüngere an den Älteren..., so beginnt eine Freundschaft. Dem Freund vertraut er 40 Jahre später an: "Es ist noch immer meine Gewohnheit, mich nicht zu schonen. Je mehr man sich verwöhnt, umso empfindlicher und kraftloser wird man. Mein Beruf fordert Arbeit und Tätigkeit; Körper und Geist müssen sich der Pflicht unterordnen. Es ist nicht nötig, dass ich lebe, aber wohl, dass ich handele..."(Zitat.: S.42). Preußisch-protestantisches Arbeitsethos trifft auf französisch freien Geist und geht eine Freundschaft mit ihm ein, die sich nachweisbar unendlich befruchtet hat. Solche Zeugnisse nach bald 300 Jahren entgegengebracht zu bekommen, erfreut mich als Leserin und bestätigt meine Annahme, dass zwischen zwei Menschen mit analogem intellektuellen Niveau langandauernden Beziehungen immer möglich sind, sofern sich beide frei machen von persönlichen Eitelkeiten.


Die ausgewählten Briefe zwischen Goethe und Schiller habe ich mit großem Genuss gelesen. Goethe ist wie immer reichlich unterkühlt, Schiller wie immer voller Emotion: "Ich kann mich gar nicht daran gewöhnen, Ihnen acht Tage nichts zu sagen und nichts von Ihnen zu hören..."(Zitat, Schiller, Brief vom 13.9.1795, S.100). Die leichte sprachliche Unterkühlung des Frankfurters sagt nichts über die Beziehung Goethes zu Schiller aus. Goethe war immer so. Er schätze Schiller mehr als er sprachlich zum Ausdruck brachte.


Bei den Briefen zwischen Wagner und Ludwig von Bayern kommt mir sofort die Galle. Wagner war ein fürchterlicher Heuchler, der die Emotion des Bayernkönigs schamlos ausnutzte.


Was können wir aus den Briefen lernen? Das- wir wissen es ohnehin bereits- man mit Worten lügen kann, weit mehr als mit Gesten. Das macht Brieffreundschaften (auch Mailfreundschaften übrigens) so schwierig. Es entsteht mit der Zeit eine Nähe, von der wir nicht wissen, ob sie tatsächlich vorhanden ist oder nur ein Trugbild, ein Wunsch nach Freundschaft oder Liebe erfüllen soll.


Ich mag die Leichtigkeit des Briefwechsels zwischen George Sand und Flaubert. Sie beginnt ihre Briefe an Flaubert mit den Worten "Lieber alter Troubadour..", schon hier ahnt man den Esprit, der zwischen den Schreibern hin und- herpendelt und liest von der erfrischenden Neugierde "Erzähl mir doch, was Du in Paris so treibst, was Du siehst, was Du denkst...(George Sand, 23. Juli 1871, Zitat: S. 132).

Eine vortreffliche Briefauswahl. Empfehlenswert.

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